Du hast zu wenig Muttermilch und dein Baby wird nicht satt? Keine Sorge! Es gibt Möglichkeiten, wie du die Milchbildung anregen kannst.
ABER: Bist du ganz sicher, dass du nicht ausreichend Milch bildest? Eine Überproduktion wäre nämlich nicht gut für dein Brustgewebe: Milchstau oder sogar Brustentzündungen können die Folge von zu viel Muttermilch sein, wenn diese nicht vollständig aus den Brüsten entleert wird. Deshalb sprich bitte zuerst mit deiner Hebamme und beachte die Infos aus dem nächsten Abschnitt, bevor du auf eigene Faust anfängst deine Milchmenge zu erhöhen.
Woher weißt du ob du genug Muttermilch für dein Kleines bildest?
Bei Babys, die ihre Muttermilch (zumindest teilweise) aus der Flasche bekommen ist es relativ klar: das Kleine trinkt alle Fläschchen leer und du kommst kaum mit dem Abpumpen hinterher bzw. musst Premilch zufüttern. Bei Babys, die an der Brust gestillt werden ist es nicht ganz so klar. Häufiges Verlangen nach der Brust ist aber meistens kein Anzeichen für zu wenig Muttermilch, sondern ein völlig normales Verhalten.
Auch solltest du folgendes beachten: egal ob mit dem Fläschchen oder an der Brust gestillt: Fast alle Neugeborene verlieren in den ersten Lebenstagen Gewicht und fallen deshalb zunächst unter ihr Geburtsgewicht. Das ist völlig normal und bedeutet in den seltensten Fällen dass du zu wenig Muttermilch bildest bzw. das Kleine zu wenig trinkt.
Es gibt ein paar Kriterien, die erfüllt sein sollten, um sicher zu sein dass dein Kleines genug trinkt:
- mindestens 6 nasse Windeln am Tag
- wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 150g
- das Baby wirkt nicht ständig unzufrieden (vor allem nach dem Trinken)
- 8-12 Trinkmahlzeiten pro Tag
- Dauer der Stillmahlzeiten mindestens 10 Minuten
Wenn du das Gefühl hast, dass deine Milchmenge für dein Kleines nicht ausreicht macht es Sinn zunächst einmal die Trinkgewohnheiten zu dokumentieren. Oft merkt man nämlich erst wenn man seine Dokumentation ansieht, dass das Kleine zu wenig angelegt wird oder zu kurz trinkt. (Du kannst dir die Dokumentationstabellen unten herunterladen.)
Bitte sprich auf jeden Fall mit deiner Hebamme, wenn du dir Sorgen machst, dass deine Milchmenge nicht reicht. Sie wird dich wahrscheinlich beruhigen können oder hat direkt schon die wichtigsten Tipps parat, um schnell deine Milchmenge zu steigern.
Wichtig ist auch, dass du nicht allzu lange wartest bis du aktiv wirst, denn die ersten Wochen nach Geburt sind ein kritisches Zeitfenster, in welchem die Milchproduktion noch einfach regulierbar ist. Danach dauert die Regulation eventuell länger oder erfordert mehr Aufwand.
Welche Möglichkeiten gibt es die Michmenge zu erhöhen?
Wenn du an der Brust stillst ist die beste, einfachste und effektivste Methode: Anlegen, anlegen, anlegen! (normalerweise nuckelt das Baby von sich aus einfach öfter und länger, wenn es mehr Milch braucht.) Die Milchproduktion folgt nämlich dem einfachen „Nachfrage steigert das Angebot“ Prinzip. Wenn du nicht oder nur selten direkt an der Brust stillst, dann bedeutet das für dich: Abpumpen, abpumpen, abpumpen!
Der Trick dabei ist das häufige Auslösen des Milchspendereflexes. Es macht auch Sinn die Seiten während einer Stillmahlzeit (Wechselstillen), bzw. die Pumpseite, alle 5-10min zu wechseln (oder man pumpt gleich mit einem Doppelpumpset ab), um weitere Milchspendereflexe auszulösen. Ein zweiter Faktor ist das vollständige Entleeren der Brüste. Es kann deshalb auch Sinn machen nach dem Stillen an der Brust mit der Milchpumpe nachzupumpen, um die Brust weiter zu entleeren. Babys trinken die Brust nämlich oft nur zu ¾ leer.
Während das Saugen des Babys die Nachfrage an Milch meist innerhalb von 24-48h regelt, kann es mit der Milchpumpe durchaus etwas länger dauern bis man eine Erhöhung der Milchmenge feststellen kann.
Sollte vermehrtes Anlegen/Abpumpen und gutes Entleeren der Brüste nicht zur gewünschten Steigerung der Milchmenge führen, ist noch nichts verloren. Es gibt noch weitere Tipps, die du ausprobieren kannst bzw. Verhaltensweisen, die wichtig sind:
- Trinken, trinken, trinken – aureichende Flüssigkeitszufuhr ist essentiell für die Milchbildung! Muttermilch besteht zu fast 90% aus Wasser!
- Essen, essen, essen – eine Kalorienzufuhr unter 1500 kcal reduziert die Milchmenge
- Haferflocken essen – Haferflocken sind sehr eisenhaltig. Eisenmangel kann die Milchproduktion hemmen. Auch wenn es wissenschaftlich nicht belegt ist, dass Haferflocken die MIlchproduktion anregen – Schaden anrichten tun sie nicht, und gesund sind sie allemal 😉 [1]https://kellymom.com/bf/got-milk/supply-worries/oatmeal/
- Entspannung – Entspann dich! – Stress hemmt die Milchejektion, da er der Oxytocinausschüttung entgegenwirkt à Meditation oder Entspannungsmusik während des Stillens/Abpumpens können dir helfen zu entspannen [2]Keith DR, Weaver BS, Vogel RL. The effect of music-based listening interventions on the volume, fat content, and caloric content of breast milk-produced by mothers of premature and critically … Continue reading
- Foto/Video vom Baby – wenn du Abpumpst kann es sein, dass du mehr Muttermilch sammeln kannst wenn du dabei dein Baby ansiehst oder ein Foto/Video betrachtest.
- Hautkontakt mit dem Baby – Kuscheln führt zur Ausschüttung des Hormons Oxytocin, welches unter anderem für die Ejektion der Muttermilch aus den Milchgängen verantwortlich ist.
- Stilltee – auch hier gibt es keine wissenschaftlichen Belege, aber einen Versuch ist es wert. Schaden tut er jedenfalls nicht.
- Bockshornkleekapseln – bitte nur in Rücksprache mit einer Hebamme einnehmen
- Domperidon (Off label use) – Eigentlich ein Medikament gegen Übelkeit – bitte nur in Rücksprache mit einer Hebamme bzw. Fruenarzt/ärztin einnehmen
- Power Pumpen – Erhöhung der Muttermilchmenge durch häufiges Entleeren der Brüste in einem kurzen Zeitraum (eine Stunde). Hierzu habe ich einen Blogartikel geschrieben: siehe hier
- Brustmassage – Massage/Ausdrücken der Brüste während dem Pumpen hilft die Brüste besser zu entleeren.
- Wärme – Brusthauben anwärmen vor dem Pumpen erhöht die gewonnene Milchmenge pro Pumpeinheit [3]Kent JC, Geddes DT, Hepworth AR, Hartmann PE. Effect of warm breastshields on breast milk pumping. J Hum Lact 2011 Nov;27(4):331-8.
- Pumpeinstellungen überprüfen [4]Mitoulas LR, Lai CT, Gurrin LC, Larsson M, Hartmann PE. Efficacy of breast milk expression using an electric breast pump. J Hum Lact 2002 Nov;18(4):344-52.): Beim Abpumpen sind die richtigen Einstellungen sehr wichtig, um den Milchspendereflex auszulösen und die Brüste gut zu entleeren. Siehe meinen Blogartikel hier um mehr über die Einstellungen zu lernen.
Gründe für plötzliche Reduktion der Milchmenge
Wenn du merkst, dass deine Milchmenge beim Abpumpen nachlässt bzw. du das Gefühl hast dein Kleines wird beim Stillen nicht mehr satt, solltest du über folgende Möglichkeiten nachdenken:
- Hormonelle Veränderungen beeinflussen die Milchmenge:
- bekommst du vielleicht deine Periode?
- hast du Ängste oder Sorgen? à Hemmung der Oxytozin Ausschüttung
- bist du vielleicht wieder schwanger?
- Sind die Werte deiner Schilddrüsenhormone in Ordnung?
- hast du vielleicht einen Milchstau oder sogar eine Brustentzündung? Da die gestaute Milch in der Brust zurück bleibt hast du natürlich geringeren geringeren Output.
- machst du eine Diät, hast deine Ernährung verändert oder hast mehr Sport getrieben? à wie bereits oben erwähnt ist es wichtig, dass du genügend Kalorien während der Stillzeit zu dir nimmst.
- hat dein Kleines in den letzten Tagen weniger/kürzer gestillt bzw. hast du weniger/kürzer abgepumpt? à Lösung: Pumpfrequenz und –länge erhöhen oder Power-Pumping
Fazit:
Es gibt einige Möglichkeiten, wie du versuchen kannst die Milchmenge zu erhöhen. Welche Methode bei dir individuell am besten funktioniert musst du selbst herausfinden. Am wichtigsten ist aber: vermehrtes Anlegen bzw. Abpumpen!
Hattest du genügend Muttermilch oder hast du deine Michmenge erhöhen müssen? Wenn ja, hast du noch weitere Tipps und Tricks? Dann hinterlasse gerne einen Kommentar 🙂
Quellen